Mainstream-Kinofilm – Popcorn-Schnitt

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Einblicke in das Editing großer deutscher Kinofilme mit Ana de Mier y Ortuño

Das Lachen sitzt perfekt, die Spannung fesselt, die Emotionen treffen ins Herz. Großes Kino lebt von Timing und Gefühl. Doch wie entsteht dieser magische Fluss, der Zuschauer:innen begeistert? Gerade im deutschen Mainstream-Kino, das ein breites Publikum erreichen will, gibt es dafür eigene Regeln, Techniken und Herausforderungen. Der Schnitt spielt hier eine Schlüsselrolle:

In der neuesten Folge von „Credit to the Edit Podcast” geht es tief hinein in die Werkstatt des populären deutschen Films. Was macht das Editing dieser oft auf kommerziellen Erfolg ausgerichteten Produktionen aus? Es ist ein Tanz mit Sehgewohnheiten, ein Spiel mit hohem Tempo und präzisem Rhythmus, besonders wenn es um das Timing von Pointen in Komödien geht. Dabei spielen nicht nur schnelle Schnitte, sondern auch der gezielte Einsatz von Musik und dynamische Montagesequenzen eine entscheidende Rolle.

Doch Mainstream-Editing ist weit mehr als nur technisches Handwerk. Es erfordert ein feines Gespür für die Erwartungen des Publikums und oft auch die Fähigkeit, aus umfangreichem Drehmaterial die perfekte Performance herauszukitzeln. Eine besondere Herausforderung liegt dabei im Balanceakt zwischen den kreativen Visionen der Regie und den kommerziellen Interessen von Produktion und Verleih.

Um diese Facetten zu beleuchten, ist diesmal eine Editorin zu Gast, die diesen Spagat nachweislich beherrscht und einige der erfolgreichsten deutschen Kinofilme der letzten Jahre entscheidend mitgeprägt hat:

zu Gast

Ana de Mier y Ortuño hat Filme wie „100 Dinge“, “Sonnenplätze” und „Das schönste Mädchen der Welt“ als Filmeditorin gestaltet. Für ihre Arbeit an „Das schönste Mädchen der Welt“ wurde sie 2019 für den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Schnitt nominiert. Ihr Weg in den Schneideraum war unkonventionell: Nach einem Architekturstudium begann sie 2007 als Praktikantin bei Filmeditor Alexander Berner für „Der Baader Meinhof Komplex“ und assistierte anschließend weiteren renommierten Editor:innen. Ihre Tätigkeit als DJane und ihre Liebe zur Musik prägen bis heute ihr Gespür für Timing und Atmosphäre im Film.

Ana de Mier y Ortuño

Jede Performance, jede Emotion des Schauspielers läuft einmal durch uns durch, […] immer wieder. Und du musst dann aussuchen, was […] dich am emotionalsten berührt hat. Und das schlaucht.

Im Gespräch gibt Ana de Mier y Ortuño faszinierende Einblicke: Wie viel Diplomatie braucht es wirklich im Schneideraum großer Produktionen? Wie geht sie mit kreativen Blockaden um und welche Techniken helfen ihr dabei? Sie spricht offen über die Herausforderung, in eine Genre-Schublade gesteckt zu werden, obwohl ihr Herz auch für andere Filmformen schlägt, und verrät, warum manchmal der kuriose Rat „Schneid doch mal die Szene so schnell du kannst!“ fällt. Unbedingt reinhören!

Timeline-Shortcuts

00:06Anmoderation 02:23Gesprächsstart 03:19Der Weg in den Schneideraum: Von Architektur zu Film 08:14Was ist Mainstream-Schnitt? Tempo & Sehgewohnheiten 11:40Handwerk: Coverage, Musik & Montage nutzen 18:42Zwischen Kunst & Kommerz: Diplomatie im Schnitt 29:54Die Mainstream-Schublade: Wunsch & Wirklichkeit 38:51Vertrauen & Karrierewege: Der Wert der Assistenz 41:35Kategorien 55:37Abmoderation

Weiterführende Links

Filme von Ana de Mier y Ortuño
Erwähnte Filmemacher:innen und deren Werke
Filmempfehlungen